230412 Blick vom Leuchtturm

Sudan


Sudan – Gruppenreise vom 19.04. bis 03.05.2012
Reisebericht von Ralf Möllering

In den tiefen Süden

Das Ziel unserer Zweiwochen-Expedition im April 2012 heißt Sudan. Der Staat in Nordost-Afrika grenzt im Norden an Ägypten, und im Osten an Eritrea. Das Land ist fünfmal so groß wie Deutschland, und gemessen an den Dimensionen dieses größten Landes in Afrika, verfügt es nur über einen kleinen Küstenstreifen am Roten Meer.

Das Land zeichnet sich auch nicht gerade als ein lebhaftes Touristengebiet mit gepflegten Hotels aus. Reisen in den Sudan sind sogar generell mit Risiken verbunden, da in einigen Landesteilen immer noch bewaffnete Konflikte stattfinden. Wer aber das südliche Rote Meer mit seinen wunderschönen Korallenriffen, seinen beindruckenden Steilwänden, und spannenden Wracks kennenlernen möchte, für den ist eine Tauchsafari in den Sudan wie geschaffen. Hier liegen einige der schönsten Tauchplätze im Roten Meer und man erlebt großartiges.
Am besten startet man eine Tauchsafari in den Sudan von Ägypten aus. Von hier aus erreicht man das Land sicher und problemlos. Mittlerweile gibt es viele Veranstalter, und man hat die Qual der Wahl. Für unsere Tour haben wir uns über den Tauch Reise Veranstalter Schöner Tauchen auf der Royal Evolution eingebucht. Gestartet sind wir von der Hafenstadt Port Ghalib aus, welche vom Flughafen Marsa Alam schnell zu erreichen ist.

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Die Royal Evolution ist eines der am besten ausgestatteten Tauchkreuzfahrtschiffe im Roten Meer. Mit seinen vier Decks, und einer Länge von fast 40 Metern, gehört sie zu der Oberklasse bei den Safaribooten. Das Schiff bietet 24 Gästen in Doppel- und Zweibettkabinen viel Platz und Komfort. Dazu kommt eine zeitgemäße Technik, wie eine individuelle regelbare Klimaanlage, eigenes Bad mit Dusche, Flachbildschirm und DVD-Player im Salon. Auch die Sicherheit an Bord und beim Tauchen kommt hier nicht zu kurz. Die Zeiten als es noch hieß: Super Spots und Tauchen ohne Ende, aber ein spartanisches Bordleben auf einem beengten Schiff, sind eindeutig vorbei.Die beste Reisezeit in den Sudan ist übrigens der Zeitraum von Ende Februar bis Anfang Juni. Das Wasser ist dann schon angenehm warm und die Lufttemperaturen sind nicht so hoch wie im Sommer. Auch der Wind ist zu der Zeit nicht so heftig. Zu Beginn unserer Reise war die See stark bewegt, sie beruhigte sich aber mehr und mehr je weiter wir in den Süden kamen. Die Wassertemperaturen lagen zwischen 24 Grad in Ägypten, und angenehmen 29 Grad im Süden.

Zum Tagesablauf auf unserer Reise gibt es nicht viel zu sagen, denn alle Aktivitäten auf einer Safari unterliegen dem Tauchen. Als erfahrene Taucher schätzen wir immer wieder diese Art des Tauchurlaubes. Es gibt keine lange Wege vom Hotelzimmer zur Tauchbasis, keine nervigen Transfers mit dem Auto, keine Schlepperei seiner Ausrüstung und kein blödes Latschen über Sandstrände oder Riffdächer. Stattdessen bekommt man am Bord rundum bequemes Tauchen geboten. Man schläft und isst sozusagen neben seiner Ausrüstung.

Mit der Royal Evolution erreichten wir die entlegensten Tauchspots im Roten Meer, und es wurden uns täglich bis zu vier Tauchgänge, inklusive einem Nachttauchgang, geboten. Oft sind wir bequem von der Tauchplattform am Heck zum Riff abgetaucht, und wo das nicht möglich war, erreichten wir die Tauchplätze mit dem Zodiac.

Zwischen den Tauchgängen bot das Schiff jedem Gast reichlich Platz zum Entspannen, und der Koch überraschte uns, trotz begrenzten räumlichen Möglichkeiten, jeden Tag mit einem schmackhaften Essen.

Für den Frühaufsteher-Typ ging es schon vor dem Frühstück um 6:oo Uhr los, und wer wollte blieb einfach liegen. An Bord herrschte eine ungezwungene und entspannte Atmosphäre. Und dadurch dass man weit draußen auf dem offenen Meer war, weit weg von jeglicher Zivilisation, kam auch ein Hauch Abenteuerromantik hinzu. Mancher entdeckte auch seine Outdoorseele und tauschte die Kabine mit dem Sternenzelt und schlief in seinem Schlafsack auf dem Oberdeck.

Für jemanden der das Leben auf einem Tauchsafariboot noch nicht kennt sei gesagt: Auch wenn man sich auf einem Schiff der Oberklasse einbucht, so darf man trotzdem keine Verhältnisse wie auf der Aida erwarten. Auch die Royal Evolution ist kein schwimmendes Hotel mit Restaurant, langer Speisekarte, und einem üppigen Buffet. Ebenso ist das Platzangebot an Bord im Vergleich eher eingeschränkt. Leidenschaftliche Vieltaucher wie uns stört das aber wenig, solange uns das weite Meer spektakuläre Tauschplätze zu bieten hat. Und davon gab es auf dieser Tour reichlich.

Zum Beispiel Sha´ab Rumi. Dieser Spot ist unter den Tauchgebieten schon heute eine Legende. Bereits vor der Reise haben wir uns auf die Tauchgänge hier besonders gefreut. Sha´ab Rumi ist ein Riff und liegt 35 Kilometer südlich von Port Sudan. Es ist breit und flach, mit einer Lagune im Zentrum, und man findet hier eine unzählige Artenvielfalt vor. Die eigentliche Attraktion ist aber die Forschungsstation „Conshelf Two“ von Jaques Cousteau. Die Station stand in 10 Meter Tiefe und bestand aus einem sternförmigen Gebäude, einem U-Boot-Hangar, sowie einer kleine Garage für Unterwasser-Scooter. In 30 Meter Tiefe stand eine weitere kleine Kabine, in der zwei Menschen lebten. Die Unterwasser-Kolonie war ein erfolgreicher und visionärer Versuch der Welt zu zeigen, dass Menschen über einen längeren Zeitraum unter Wasser leben können. Jaques Cousteau drehte über dieses Experiment 1963 den Dokumentarfilm „World without sun”, der ein großer Erfolg wurde. Auch nach über 50 Jahren können die gespenstigen Überreste der Station immer noch besichtigt werden.

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Ein weiteres Highlight der Reise waren die Tauchgänge am Wrack der Umbria. Wie fast jedes Wrack im Roten Meer erzählt auch die Umbria Ihre Geschichte. Sie war ein über 150 Meter langes, unter italienischer Flagge laufendes Transportschiff, und wurde in Deutschland gebaut. Bei Eintritt der Italiener in den zweiten Weltkrieg war das Schiff gerade von britischen Kriegsschiffen umgeben. Damit die Umbria nicht in die Hände der Gegner fällt hat der Kapitän kurzerhand das Schiff vor Port Sudan versenkt. Das Wrack ist heute einfach zu betauchen, und die maximale Tiefe beträgt an der Schraube 35 Meter. Das Innere des Schliffes kann ebenfalls betaucht werden. In den Frachträumen befinden sich drei alte Fiats, Bomben, Zementsäcke, Weinflaschen und eine Menge Munition.

Alles auf der Reise war vom Veranstalter Schöner Tauchen perfekt organisiert und die Tour gehört auf jeden Fall zu den Top 5 unserer Tauchreisen.

Zu allen anderen Tauchplätze lässt sich sagen: Sie liegen meistens abgelegen vor der Küste Sudans und man trifft hier keine andern Taucher an. Alle Spots beeindruckten uns durch Ihren einzigartigen Reichtum an Leben und Farben. Besonders die vielen Begegnungen mit Haien, vor allem Hammerhaie, haben uns begeistert. Die Tiere sind hier überall in großer Zahl anzutreffen.

Umbria

Die Umbria wurde 1911 in Hamburg gebaut. Beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde das Schiff im Hafen von Buenos Aires festgehalten, wo es bis 1918 lag. Danach verkaufte die argentinische Regierung das Schiff an Italien, wo es auch seinen Namen erhielt. Die Umbria versank im Juni 1940 vor Port Sudan. Versenkt durch die eigenen Hände seines Kapitäns Lorenzo Muriesan. Er erfuhr am 10 Juni per Radio vom Kriegseintritt Italiens, und konnte mit der Versenkung des Schiffes die Beschlagnahmung durch die Briten verhindern. Das Wrack liegt heute in einer Tiefe von maximal 36 Metern Tiefe und ist von Port Sudan aus leicht zu erreichen. Die Steuerbordseite befindet sich direkt unter der Wasseroberfläche und die Rettungsboote ragen noch über diese hinaus.

Sudan-Gruppe

 

Ein Reisebericht von Ralf Möllering „www.dive-lounge.de“